10 Minuten, die Ihr Leben verändern können: Die Wissenschaft hinter Workout Snacks

Rudolf Bergner
17 Januar 2025
29565 mal angesehen

Lange Workouts passen leider oftmals nicht in den hektischen Arbeitsalltag hinein. Doch es gibt eine gute Nachricht: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass auch kurze Trainingseinheiten von nur 10 Minuten erstaunliche Effekte haben können. Sie werden auch gerne “Workout Snacks” genannt und sind mehr als nur ein Trend. Sie basieren auf handfester Forschung und sind ähnlich wie kleine Mahlzeiten, aber eben ohne Kalorien. 

 

Mit ihrer Hilfe können sie über den Tag verteilt den Stoffwechsel ankurbeln und den Körper optimal fordern. Von Fettverbrennung bis zur Gehirngesundheit, von der Muskelkraft bis zum Stressabbau – die Vorteile dieser kurzen Trainingseinheiten sind vielfältig und wissenschaftlich belegt. In den nächsten Abschnitten schauen wir uns die Vorteile noch etwas genauer an.

 

High-Intensity Intervall Training (HIIT)

HIIT (High-Intensity Intervall Training) basiert auf einem einfachen, aber genialen Prinzip: kurze, intensive Belastungsphasen wechseln sich mit aktiven Erholungsphasen ab. Während eines 10-minütigen HIIT-Workouts sollte der Körper aber mehrmals seine Belastungsgrenze erreichen. Einfach mal kurz und gemütlich um den Schreibtisch herumlaufen, ist damit also nicht gemeint. Nur die intensive Anstrengung führt zu einem wissenschaftlich nachgewiesenen Nachbrenneffekt, der bis zu 24 Stunden anhalten kann. Der Körper verbraucht also noch lange nach dem Training zusätzliche Kalorien. 

 

Besonders spannend? HIIT kurbelt die Produktion von Wachstumshormonen und die Fettverbrennung stärker an als traditionelles Ausdauertraining. Ein typisches Mini-HIIT könnte aus 30 Sekunden Sprints und 30 Sekunden langsamem Gehen bestehen. Das Beste daran: Diese Form des Trainings verbessert nachweislich die Herzgesundheit und steigert die Ausdauer – und das alles in der Zeit, die sonst für eine Kaffeepause draufgeht.

 

Der NEAT-Effekt: Warum mehrere Kurz-Workouts besonders wirksam sind

NEAT steht für Non-Exercise Activity Thermogenesis. Das ist ein komplizierter Name für etwas ziemlich Faszinierendes. Es geht dabei um die Energie, die der Körper bei allen Bewegungen außerhalb des gezielten Sports verbrennt. Kleine Workout-Snacks über den Tag verteilt sind hierfür wahre NEAT-Booster. Der Grund? Sie halten den Stoffwechsel konstant auf Trab, ähnlich wie ein schwelender Kamin, der immer wieder mit kleinen Holzstücken gefüttert wird. 

 

Wenn jemand also morgens Treppen steigt, mittags Kniebeugen macht und abends noch eine kurze Yoga-Session einlegt, bleibt der Stoffwechsel den ganzen Tag aktiv. Das ist deutlich effektiver als ein einzelnes langes Training. Der Körper gewöhnt sich an die regelmäßige Bewegung und passt seinen Grundumsatz nach oben an. Ideal dabei ist, dass sich diese kleinen Aktivitätsschübe ganz natürlich in den Alltag einfügen lassen.

 

Cortisol und Stress: Der Vorteil kurzer Trainingseinheiten

Beim Training ist das Stresshormon Cortisol wie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite halten kurze Trainingseinheiten den Cortisolspiegel in einem gesunden Bereich. Doch auf der anderen Seite können lange Workouts zu einer übermäßigen Ausschüttung des Stresshormons führen. Warum sollten Sie das wissen? Zu viel Cortisol kann den Muskelaufbau bremsen und sogar zu unerwünschter Gewichtszunahme führen. 

 

Workout-Snacks von 10 Minuten sind dagegen genau richtig, weil sie den Körper aktivieren, ohne ihn zu überfordern. Der Organismus reagiert mit einer ausgewogenen Stressantwort, die leistungssteigernd wirkt. Diese kurzen Einheiten unterstützen auch die natürlichen Regenerationsprozesse des Körpers. Das Verletzungsrisiko sinkt, während gleichzeitig die positiven Effekte des Trainings erhalten bleiben. Ein weiterer Vorteil: Der Körper gewöhnt sich an regelmäßige, moderate Belastungen und wird dadurch insgesamt stressresistenter.

 

Muskelaufbau in Minuten: Die Wahrheit über die Protein-Synthese

Manche Bodybuilder und andere Fitnessenthusiasten verbringen fast mehr Zeit im Studio als zu Hause. Doch das muss nicht sein. Denn die alte Vorstellung, dass Muskelaufbau nur durch stundenlange Workouts möglich ist, wurde von der Wissenschaft längst widerlegt. Der Schlüssel liegt in der Protein-Synthese. Was ist das? Das ist der Prozess, bei dem der Körper neue Muskelzellen aufbaut. 

 

Erstaunlicherweise wird dieser Prozess bereits durch kurze, intensive Belastungen aktiviert. Ein effektives 10-Minuten-Training kann die Muskelzellen genauso stark stimulieren wie eine längere Session. Entscheidend ist dabei die Qualität der Übungen und die Intensität der Ausführung. Wenn die Muskeln bis zur Ermüdung gefordert werden, sendet der Körper Wachstumssignale aus – egal ob das Training 10 oder 60 Minuten dauert. Mehrere dieser kurzen, intensiven Trainingseinheiten über den Tag verteilt können sogar vorteilhaft sein, da der Körper mehrmals täglich in einen aufbauenden Zustand versetzt wird. Abgesehen davon sinkt dadurch auch das Verletzungsrisiko.

 

Neuroplastizität und Bewegung: Positive Gehirneffekte

Bewegung ist wie Dünger fürs Gehirn. Dieser Effekt zeigt sich bereits nach einem kurzen Workout von nur 10 Minuten. Das Gehirn produziert dabei einen wichtigen Botenstoff namens BDNF, der oft als “Dünger fürs Gehirn” bezeichnet wird. Dieser Stoff hilft dabei, neue Verbindungen zwischen Nervenzellen aufzubauen und bestehende zu stärken. Das ist derselbe Prozess, der auch beim Lernen stattfindet. Kurze Bewegungseinheiten steigern die Konzentration und verbessern die Gedächtnisleistung spürbar. Interessanterweise ist dieser Effekt bei mehreren kurzen Trainingseinheiten über den Tag verteilt besonders stark. Das Gehirn bekommt dadurch regelmäßige Frischzellenkuren und bleibt den ganzen Tag über leistungsfähig. Außerdem werden Glückshormone freigesetzt, die Stress reduzieren und die Stimmung heben.